Erde und Feuer-Engobenschalen
Earth and Fire – Engobe Pots
Der spezielle Reiz der von Altem ausgeht ist schwer zu definieren. Subjektiv löst er unterschiedliche Empfindungen aus. Im Falle dieser alten Bonsaischalen könnte man der Meinung sein, sie seien überladen und kitschig, oder aber ein Ausdruck eines sinnesbewussten, naturverbundenen Lebens.
Letzteres hat für mich einen besonderen Reiz, denn diese Schalen sind Zeugnis von einer Kultur, die es noch verstand sich selbst in Bezug zur Natur zu stellen, um eins zu sein mit ihr. Die einzelnen Facetten des „Eins“ sein sind das Alltägliche, das kulturelle und das spirituelle Leben.
Im Nachdenken über solch alten Schalen kommen viele Aspekte in den Sinn. Unsere westlich linear ablaufende Zeit kommt in der chinesischen Malerei eher zyklisch zum Ausdruck, also rund, sich immer wiederholend, unendlich. Symbole hierfür sind der Wechsel der Jahreszeiten, der Sonne, der Mond, Ebbe und Flut, Werden und Vergehen.
Im Betrachten solch alter Schalen spürt man besonders, dass auch Vollkommenes der Vergänglichkeit anheimfällt. Risse, Sprünge und Abblätterungen sind hier auch Symbole des Vergehens, und sie verleihen den Schalen eine besondere Würde und Patina.
The special appeal of old things is hard to define. It evokes diverse subjective sentiments. In the case of these ancient bonsai pots one could be of the opinion that they are too ornate and kitschy, or otherwise that they are an expression of a sensual life close to nature.
The latter has a special appeal for me, because these pots are evidence of a culture which was able to relate itself to nature and to merge with nature. The facets of being a part of nature are the daily routine of cultural and spiritual life.
Thinking about those old pots brings many aspects to my mind. Our western linear perception of time is opposed to a cyclic expression of time in Chinese painting, circular, ever repeating, endless. This is symbolized by the change of the seasons, the sun, moon, tides, becoming and deceasing.
Viewing such ancient pots makes you feel that even perfection is transitory. Cracks, fissures and chippings are symbols of transience and they give a special dignity and patina to the pots.
Diese Schale besticht durch Form und Finish, eine ausgesprochen schöne Schale, die bestimmt nicht aus einer Serienproduktion stammt. Es fasziniert mich immer wieder, dass bei alten chinesischen Schalen, die eigentlich eine genaue symmetrische Form haben, die Asymmetrie in Form von ungleich angesetzten Bildspiegeln, Figuren oder Ornamenten zum Gleichgewicht kommt.
Über jede Kritik erhaben dilettantisch zu sein, wird das Schiefe und das Gerade zur unnachahmlichen, harmonischen Einheit. Die ausgefallene Form der Schale hat folgende Maße: 28 cm x 17 cm x 18 cm. Wer mehr über diese Schale erfahren möchte kann das auf dieser Webseite in der Rubrik „Geschmack des Feuers“, Titel „Fingerspuren“
This pot impresses with its shape and finish. It is a remarkably beautiful pot that will not have been produced in a series. I am fascinated ever again that old Chinese pots which have an exactly symmetrical shape look perfectly balanced in spite of the unevenly placed image frames, figures and ornaments. In this pot, which is beyond all criticism of being amateurish, the even and the uneven create an inimitable harmonic unity.
The unusual shape of the pot measures 28 cm x 17 cm x 18 cm. If you want to learn more about this pot please read the article „Fingertraces“ in the category „The Taste of Fire“ of this website.
Hier noch einiges über die Technik des Engobierens.
Das Wort Engobe kommt aus dem Französischen und ist ein aufgeschlämmter und stark verdünnter Ton. (über die einzelnen Engoben-Techniken können sie hier noch etwas lesen)
Die Engoben-Technik ist so alt wie das Töpferhandwerk, und wurde natürlich auch im alten China zur Bonsaischalen Dekoration genutzt. Die hier gezeigten Schalen wurden mit einer blass-gelben Engobe über einen roten Schalenkörper, eingefärbt. Innen ist die rote Farbe des Grundtones gut zu sehen.
Die einzelnen Arbeitsgänge wurden meist von mehreren Personen ausgeführt. Der
Töpfer erstellte die Grundform. Der Künstler in der Familie übernahm die Rohform und dekorierte sie mit Motiven und Schriftzeichen, meist Auszüge aus Gedichten oder Liedern. Diese wurden mit
verschiedenen Bambusmessern in den noch nicht trockenen Ton eingeritzt oder geschnitten. Anschließend wurde die farbige Engobe mittels Schwamm oder Bürste auf die noch lederharte Schale
aufgetragen.
Die Ornamente oder Schriftzeichen, die ja vertieft in der Schalenwand waren, färbten nicht mit ein. Durch den dunklen Untergrund traten sie jetzt natürlich deutlich hervor. Nach dem Trocknen
wurden die Schalen im Einbrand-Verfahren glattgebrannt
(Artikel wird bei Bedarf fortgesetzt)
Die hier vorgestellten Schalen stammen alle aus der Sammlung von Paul Lesniewicz.
Fotos und Text: Peter Krebs
In the following I will tell you about the engobe technique.
The word engobe is from the French language and means a suspended and diluted clay. (More about the different engobe techniques can be found here).
The engobe technique is as old as the handcraft of pottery itself and of course it was also used in old China for decorating bonsai
pots. The pots shown in this article were coloured with a pale yellow engobe on a red clay body. Inside the pots the red colour of the basic clay is clearly visible.
The single manufacturing processes were carried out by several persons in most cases. The potter created the basic shape. The artist of the family took over and decorated it with motifs and
characters, mostly extracts from poems or songs.
Those were carved or cut into the moist clay using diverse bamboo knifes. After this the coloured engobe was applied onto the leatherhard pot with a sponge ore a brush.
The ornaments or characters were deeper that the pot's wall and because of this they remained uncoloured. Now they became clearly visible contrasting the coloured engobe. After drying the
pots were fired in a single firing process.
(Article to be continued as required)
All these pots are from the collection of Paul Lesniewicz.
Text and
photographs: Peter Krebs
Translation: Heike van Gunst