Kunstgenuss/ Appreciation of Art

 

Immer wieder beeindrucken mich alte chinesische oder japanische Malereien und Holzschnitte, auf denen, auf welcher Weise auch immer, Bonsai dargestellt werden.
Es sind nicht nur die Penjing oder Bonsai die mich faszinieren, es ist die frühe Kombination von Baum und Schale, die hier so beindruckend wirkt.
In einem Journal von
BONSAI  ART stand ein Artikel von Frau „Yukiko Takahashi“, in dem ein japanischer Holzdruck gezeigt wird, auf dem ein solches Arrangement abgebildet ist.
Ein Kiefern-Bonsai steht in einer Porzellanschale.
Heute wäre das ein Stilbruch. Was mich jetzt hieran so beschäftigt ist, dass es mich irgendwie in keiner Weise stört. Im Gegenteil, es berührt mich zutiefst wie harmonisch diese Komposition auf mich wirkt.
Bei dem Betrachten des Bildes spürt man einen zu tiefst berührenden Kunstgenuss. Alles ist harmonisch, der Bonsai fließt in die Landschaft, die Landschaft setzt sich fort im Kleidungsstück und dieses wiederum fließt in das Wasser des Bottichs.
Es wird eine ganze Geschichte erzählt.
Für mich drängt sich ganz leise der Gedanke an eine solche Fassette des Genießens und der Freude über Bonsai und der Keramik auf.  
Hier nun der Artikel von Frau Yukiko Takahashi

 

Appreciation of Art

 

I am always impressed by old Chinese or Japanese paintings or woodcuts on which bonsai are pictured in some way.

 

Not only the penjing or bonsai are fascinating, but the ancient combination of tree and pot is impressive.

 

In one issue of the Bonsai-Art magazine there was an article of Ms Yukiko Takahashi with a Japanese woodcut which shows such a composition. A pine bonsai is growing in a porcelain pot. Today this would be considered as clashing with the style. But somehow it does not disturb me in any way. On the contrary, it seems deeply harmonious to me.

 

Watching the picture, we feel the intensive joy of art appreciation. Everything is harmonious, the bonsai seems to flow into the environment, to the piece of clothing and the water in the vat. A whole story is told.

 

This reminds me of a special facet of pleasure and enjoyment of bonsai and ceramics.

 

Here is the article of Ms Yukiko Takahashi.

 

Ein Bonsai auf einem Druck von Hokusai
Der hier gezeigte Druck trägt den Titel “angebundenes Pferd, ausgeschlossenes Pferd“. Er zeigt eine tiefe, weiß-blau bemalte Schale, in der ein Kiefernbonsai steht, daneben ein Krug und ein schwarz lackierter Bottich, die mit Gold verziert sind. Kennt man den Titel des Werks, möchte man wenigstens ein Pferd, wenn nicht zwei erwarten. Offensichtlich ist aber kein Tier abgebildet. Dieses Meisterstück der jap. Holzschnittkunst ist ein Blatt einer Serie von zwanzig Werken, die 1822 von Hokusai geschaffen wurden. In ihnen wird die Schönheit von acht berühmten japanischen Landschaften gepriesen. Diese Serie wurde von zeitgenössischen Künstlern, die Dichtung und Malerei übten, hoch geschätzt.

 

A bonsai on a woodcut print by Hokusa

This woodcut print has the title „Tethered horse, debarred horse“. It shows a deep white pot with blue painting and a pine bonsai growing in it. Beside it there is a jug and a black lacquered vat, both decorated with gold. If you know the title of the work, you would expect at least one horse, if not two. But apparently there is no animal pictured. This masterpiece of Japanese woodcut art is one sheet of a series of 20, which were created by Hokusai in 1822. They praise the beauty of eight famous Japanese landscapes. This series was highly appreciated by contemporary artists, who practised literature and painting

Um das Thema des Bildes zu verstehen, muss man die Geschichte des Todes Oda Nobungas kennen, des großen Feldherrn, der den Prozess der Japanischen Vereinigung vorantrieb. Der General Odas, Akechi Mitsuhide, und dessen Schwiegersohn, Samanosuke Mitsuharu, waren im Krieg gegen Hideyoshi, der später Odas Nachfolge antrat, geschlagen worden. Die beiden Geschlagenen kehren in der Geschichte auf die Burg von Sakamoto zurück, im Wissen, dem sicheren Tod entgegenzugehen. Im Laufe der Reise verweilen sie , um den müden Gliedern Ruhe zu gönnen, unter den Zweigen einer alten Kiefer, um dann weiter zu reiten, bis sie die Region des Biwa-Sees in der heutigen Präfektur Shiga durchqueren.
Der große See wird auf dem Druck durch den wassergefüllten Bottich dargestellt. Auf den dargestellten Objekten sind die acht berühmten Landschaften konkret oder symbolisch zu erkennen, die die beiden Samurei auf ihrer Rückreise nach Hause in den Tod sehen. Es wird berichtet, das Samanosuke Misuharu, der das Leben seines treuen  und ihm ergebenen Pferdes retten will, dieses in sicherer Entfernung zur Burg festbindet und den Rest seiner letzten Reise zu Fuß zurücklegt.

 

In order to understand the theme of the picture, you must know the story of Oda Nobunga's death, a great commander who advanced the process of the Japanese union.  Oda's general, Akechi Mitsuhide, and his son in law, Samanosuke Mitsuharu, were conquered in the war against Hideyoshi, who later became Oda's successor. In the story, the defeated returned to the castle of Sakamoto, knowing that they were approaching their death. During the journey, they rested under the branches of an old pine and then rode on until they crossed the area of the lake Biwa in today's Shiga prefecture. The great lake is symbolized by the water vat in the print. The pictured objects contain the eight famous landscapes (concretely or represented by symbols) which the two samurai had to travel on their way back home to their death. It is reported, that Samanosuke Misuharu, who wanted to save the life of his loyal horse, tethered it in a safe distance to the castle and covered the rest of the distance by foot.

 

Anzumerken ist, dass es sich um einen ausgezeichneten Druck handelt, da er als Geschenk gedacht war und deshalb aus Material höchster Qualität und mit hohem Aufwand an Zeit und Mitteln seitens des Künstlers erstellt wurde. Oben auf dem Druck findet sich ein kleines Gedicht, das die erste Sonne des endenden Winters preist, die mit ihrem Licht die weichen Gipfel der Berge erhellt.

 

Yukiko Takahashi stammt aus einer Familie von Graveuren, deren Tradition bis in das Ende der Edoepoche reicht. Sie ist in der typischen Ästhetik der japanischen Kunst verbunden und verwurzelt

 

„Angebundenes Pferd, ausgeschlossenes Pferd“. Druck von Hokusai aus dem Jahr 1822

 

Der Artikel von Frau Yukiko Takahashi würde freundlicherweise von BONSAI  ART zur Verfügung gestellt.
 

 

It is mentionable that it is an excellent print, as it was meant as a gift and therefore was made of high quality materials and with a great expense of time and funds by the artist. In the upper part of the picture, there is a little poem which praises the first sunshine at the end of winter, which lightens the smooth peaks of the mountains.

 

Yukiko Takahashi descends from a family of engravers whose tradition goes back to the end of the Edo period. She has a strong connection to the typical aesthetics of Japanese arts.

 

„Tethered horse, debarred horse“. Print by Hokusai, created 1822

 

The article by Ms Yukiko Takahashi was kindly provided by BONSAI ART .

 

English translation: Heike van Gunst